„... Mit deinem Gruß beschenkst du mich ...“

Liederabend mit Werken von Albert Dietrich, Johannes Brahms und Robert Schumann

Friedrich Thomas - Klavier

Christopher Jung - Bariton

Albert Dietrich (1829‑1908) Vier Lieder von Heinrich Bulthaupt op. 36
Robert Schumann (1810‑1856) Vier Gesänge für Singstimme und Klavier op. 142
Johannes Brahms (1833‑1897) Auswahl aus: 49 Deutsche Volkslieder WoO 33
Albert Dietrich Liederkreis von Carl Gärtner für eine Singstimme und Pianoforte, op. 1

Ausgangspunkt für die Programmidee ist der romantische Komponist Albert Dietrich, dessen Werke heutzutage selten in Konzerten zu hören sind. Er hat kein allzu umfangreiches Œuvre hinterlassen. Neben einigen großen Werken für Orchester, auch einer Oper, steht die Vokalmusik im Vordergrund, insbesondere sein Liedschaffen. Mancher kennt ihn als Schüler Robert Schumanns und Freund von Johannes Brahms und auf diese Verbindungen bezieht sich die Zusammenstellung der Lieder.

Dietrich wurde 1829 als Sohn eines Revierförsters in Golk bei Meißen geboren. Nach seinen Jahren als Kruzianer in Dresden und Student in Leipzig ist er 1851 als Kompositionsschüler zu Schumann nach Düsseldorf gegangen, wo er wichtige, sein Leben prägende Jahre verbrachte. Neben der künstlerischen und kompositorischen Auseinandersetzung entstanden in dieser Zeit enge, lebenslange Beziehungen zu den Musikern im Kreis um Robert Schumann, insbesondere zu Johannes Brahms. Viele gegenseitige Widmungen belegen die Wertschätzung, die den Freundeskreis verband. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit war Dietrich ab 1855 Leiter der Abonnementskonzerte in Bonn und dann ab 1861 fast dreißig Jahre Kapellmeister in Oldenburg. Seinen Lebensabend verbrachte er in Berlin, wo er Mitglied der Akademie der Künste wurde und den Titel eines Professors erhielt. Er ist 1908 gestorben.

Dietrich berichtet in seinen „Erinnerungen an Johannes Brahms“ von einem Gespräch mit ihm, in dem dieser die Bemerkung fallen ließ, dass er beim Komponieren an Volkslieder denke und sich dann die Melodien von selber einstellten. Tatsächlich finden sich in Brahms‘ Œuvre immer wieder Kompositionen in diesem Duktus. Er hat aber auch Volkslieder gesammelt und vielfältig verarbeitet, so zum Beispiel die in dem Konzert vertretenen Lieder aus dem späten WoO 33 von 1894.

Die Lieder op. 142 von Schumann sind zwischen 1840 und 1852 entstanden. Dieser weite Zeitrahmen erklärt sich daraus, dass zwei der Lieder, Nr. 2 und Nr. 4, beides Heine-Vertonungen, im Rahmen der Komposition der Dichterliebe entstanden sind, in Schumanns sogenanntem „Liederjahr“ 1840. Schumann kombinierte sie mit zwei Werken von 1852, also jener Zeit, in der Dietrich und Brahms bei ihm in Düsseldorf lebten.

Neben den beiden späten Liedern aus Opus 142 von Schumann stammt auch der Liederkreis op. 1 von Dietrich aus den frühen 1850er Jahren. In ihm wird ein Bogen von aufkeimender Sehnsucht und Liebe zu melancholischer und resignierender Enttäuschung und Abschied gespannt. Die Gedichte mit vielen Naturbildern lassen eine anrührende Innerlichkeit entstehen, die in der Musik ihre harmonische Entsprechung findet. Auch im Opus 36 von 1884 stehen neben hingebungsvollen Liebesliedern Texte mit Szenerien voller Natursymbolik, die Betrachtungen über den Menschen in seiner Umwelt und die Auflösung der Grenzen zum Gegenstand haben.